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# Die Sammlung Nordkirchen in der Universitäts- und Landesbibliothek Münster (D-MÜu)


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Im Jahr 1991 wurde von der Universitäts- und Landesbibliothek in Münster antiquarisch eine Sammlung mit Musikalien erworben. Die sog. „Sammlung Nordkirchen“ wurde nach der Provenienz benannt, dem Wasserschloss Nordkirchen, etwa 35 km von Münster in Westfalen gelegen. Sie umfasst 154 Musikmanuskripte und 165 Musikdrucke (Inventarliste 2012). Damit ist sie die kleinste der drei zusammenhängenden Sammlungen in der Universitäts- und Landesbibliothek in Münster (neben der Fürstlich zu Bentheim-Tecklenburgischen Musikbibliothek, Rheda D-RH und Fürst zu Bentheimsche Musikaliensammlung Burgsteinfurt, Steinfurt D-BFb). Im Zusammenhang mit den Drucken, die in der RISM A/II-Datenbank leider nicht enthalten sind, geben sie einen Einblick in die Musikpflege des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts. Aufgrund einzelner Besitzernachweise muss auch Schloss Harkotten, ebenfalls ca. 35 km von Münster entfernt, als Provenienz erwähnt werden.

Im Jahr 1991 wurde von der Universitäts- und Landesbibliothek in Münster antiquarisch eine Sammlung mit Musikalien erworben. Die sog. „Sammlung Nordkirchen“ wurde nach dem dortigen Wasserschloss, etwa 35 km von Münster in Westfalen gelegen, als Provenienz benannt. Sie umfasst 154 Musikmanuskripte und 165 Musikdrucke (Inventarliste 2012). Damit ist sie die kleinste der drei zusammenhängenden Sammlungen in der Universitäts- und Landesbibliothek in Münster vorhandenen (neben der Fürstlich zu Bentheim-Tecklenburgische Musikbibliothek, Rheda D-RH und Fürst zu Bentheimsche Musikaliensammlung Burgsteinfurt, Steinfurt D-BFb).
Zahlreiche Drucke und Handschriften stammen offenbar aus Wien (siehe Nk Ms.mus. 1-7). Vermutlich lässt sich dieser Bezug auf Franz Joseph Graf von Plettenberg (1714-1779) zurückführen, der einige Jahre in Wien weilte. Obwohl in Nordkirchen kein größeres Ensemble bestand, sind dennoch auch größere Orchesterwerke enthalten. Weitere Herkunftsnachweise verweisen an den Fürstbischöflichen Hof in Bonn, auf Abschriften dortig beschäftigter Musiker (Andrea Lucchesi, Nk Ms.mus.7 und Valerio Valeri, Nk Ms.mus. 76 und 77).

Im Zusammenhang mit den Drucken, die in der RISM A/II-Datenbank leider nicht enthalten sind, geben sie einen Einblick in die Musikpflege des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts. Neben dem Schloss Nordkirchen muss allerdings auch Schloss Harkotten, ebenfalls ca. 35 km von Münster entfernt als Provenienz erwähnt werden, da auch von dort Besitzernachweise stammen.
Drei hauptsächliche Bezugsstränge sind anhand der Musikalien auszumachen. Der eine weist nach Wien, wo zahlreiche Drucke und Handschriften herstammen (siehe Nk Ms.mus. 1-7. Diese Quelle dürfte von Franz Joseph Graf von Plettenberg (1714-1779) herrühren, der einige Jahre in Wien weilte. Es ist verwunderlich, warum größere Orchesterwerke in Nordkirchen landeten, da dort kein größeres Ensemble stand. Ein solches bestand z.B. am Fürstbischöflichen Hof in Bonn, von wo ebenfalls Herkunftsnachweise vorhanden sind, auf Abschriften dortig beschäftigter Musiker (Andrea Lucchesi, Nk Ms.mus.7 und Valerio Valeri, Nk Ms.mus. 76 und 77).
Nicht wenige Handschriften weisen nach Frankreich, wahrscheinlich nach Paris, wo Clemens August von Ketteler (1751–1815) als Diplomat wirkte. Er war der zweite Gatte der geborenen Maria Anna Freiin von Galen (1752–1829, in erster Ehe mit Clemens August von Plettenberg 1752-1771, von 1768 bis zu seinem Tod verheiratet). Das eindeutig französische Papier (siehe Wasserzeichen) und Repertoire (bspw. J. B. Saint-Georges) weisen Clemens August als mutmaßlichen Amateur des Violoncellos aus. Eine französische Herkunft würde auch die unterschiedliche Namensabkürzung „C. A. de Ketteler“ und „C. V. de Ketteler“ verständlich machen, als „Clemens Vicomte“ also der entsprechenden Bezeichnung zum deutschen „Graf Clemens“. Zahlreiche Stücke, allesamt französischer Provenienz, sind von einem Schreiber, der bisher aufgrund seiner etwas ungelenken Schrift als „Krakelschreiber“ bezeichnet wurde (Nk Ms.mus. 30, 31, 32, 34, 52, 53, 54, 73, 89, 90, 91, 111,116 und 119), siehe als Beispiel die beigefügten Abbildungen aus Nk Ms.mus. 30.
Nicht wenige Handschriften weisen nach Frankreich, wahrscheinlich nach Paris, wo Clemens August von Ketteler (1751–1815) als Diplomat wirkte. Er war der zweite Ehemann der Maria Anna Freiin von Galen (1752–1829, in erster Ehe mit Clemens August von Plettenberg 1752-1771, von 1768 bis zu seinem Tod verheiratet). Das französische Papier (siehe Wasserzeichen) und Repertoire (bspw. J. B. Saint-Georges) weisen Clemens August als mutmaßlichen Amateur des Violoncellos aus. Eine französische Herkunft würde auch die unterschiedliche Namensabkürzung „C. A. de Ketteler“ und „C. V. de Ketteler“ als „Clemens Vicomte“ verständlich machen. Zahlreiche Stücke französischer Provenienz sind von einem Schreiber, der bisher aufgrund seiner etwas ungelenken Schrift als „Krakelschreiber“ bezeichnet wurde (Nk Ms.mus. 30, 31, 32, 34, 52, 53, 54, 73, 89, 90, 91, 111,116 und 119).

• Zuständig: RISM-Arbeitsstelle München

• Website: [Sammlung Nordkirchen](https://www.ulb.uni-muenster.de/sammlungen/handschriften/handschriften-schloss-nordkirchen.html "Opens external link in new window"){:blank}

 

Literatur:
Fritz, Rebekka, Die Sammlung Nordkirchen, Kammermusik, (=Denkmäler Westfälischer Musik, Band 2, wiederum Teil aus: Neue Beiträge zur Musik in Westfalen, Bd. 10) Münster 2004.

Fritz, Rebekka, Die Sammlung Nordkirchen, Kammermusik (= Denkmäler Westfälischer Musik, Band 2, wiederum Teil aus: Neue Beiträge zur Musik in Westfalen, Bd. 10), Münster 2004.

Rosenberger, Burkard, Die Musiksammlung der Universitäts- und Landesbibliothek Münster, in: Forum Musikbibliothek 22 (2001), S.231-241, insbesondere S.239-241.

Hortschansky, Klaus, Musik für Nordkirchen, Musik auf Nordkirchen, in Musik an westfälischen Adelshöfen 1995, hg. V. Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Abt. Kulturpflege, S.25-31.

Kampe, Christiane auf dem, Die Notendrucke der Sammlung Nordkirchen in der Universitätsbibliothek Münster, Köln 1993 (Hausarbeit zur Prüfung für den höheren Bibliotheksdienst).
Mummenhoff, Karl E., Schloss Nordkirchen, hrsg. und überarb. von Dethlefs, Gerd, Berlin u.a., 2012.

Weitere Hinweise und Literaturangaben unter [www.ulb.uni-muenster.de/sammlungen/musik/nordkirchen.html](http://www.ulb.uni-muenster.de/sammlungen/musik/nordkirchen.html)
Mummenhoff, Karl E., Schloss Nordkirchen, hrsg. und überarb. von Dethlefs, Gerd, Berlin u.a., 2012.

Gottfried Heinz-Kronberger 2013.
(Gottfried Heinz-Kronberger, 2013)

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